Wie E-Commerce mit Micro Fulfillment gelingt
Auch vor der Pandemie setzte KNAPP schon weltweit automatisierte Micro Fulfillment Center (MFC) um. Die Entwicklungen rund um COVID-19 hat diesen Trend sicherlich weiter beschleunigt. Denn Konsumenten mussten neue Wege finden, um ihre Familien mit Essen zu versorgen und gleichzeitig höchste Priorität auf Sicherheit und Hygiene zu legen und Wege außer Haus möglichst zu vermeiden. Daher stieg die Nutzung des Onlineshoppings rapide an, worauf viele Einzelhändler unzureichend vorbereitet waren und eher reagieren mussten, anstatt agieren zu können.
Industrieexperten meinen, dass der E-Commerce-Markt innerhalb nur weniger Monate eine Entwicklung durchgemacht hat, für die es normalerweise über 5 Jahre braucht.”
Manuelles E-Commerce-Fulfillment in der Filiale war die prompte Reaktion all jener, die sich vom raschen Anstieg des digitalen Bedarfs überrumpelt sahen. Dieser Ansatz ist kurzfristig auch in Ordnung, aber langfristig kein finanziell tragbares Geschäftsmodell – besonders in einem Sektor, in dem Konsumenten typischerweise basierend auf Preisen und Auswahl einkaufen.
Heute haben wir 3 Experten aus den Vereinigten Staaten bei uns zu Gast, die spannende Einblicke in die aktuellen Entwicklungen und Chancen rund um Micro Fulfillment für Lebensmittelhändler geben. Mit uns sprachen:
Vivek Sankaran, President & CEO der Supermarktkette Albertsons
Curt Avallone, Chief Business Officer von Takeoff Technologies
Bill Stenger, Director Food Retail Solutions von KNAPP North America.
Vivek Sankaran, Präsident und CEO bei Albertsons, erklärt, warum sich das Unternehmen für zwei Micro Fulfillment Center entschieden hat und warum in Zukunft weitere realisiert werden sollen.
Albertsons ist die zweitgrößte Supermarktkette in den USA und der erste landesweite Lebensmittelhändler, der dabei ist, mehrere automatisierte Micro Fulfillment Center (MFC) zur Abholung und Zustellung zu errichten. Albertsons’ MFCs vereinen die Nähe stationärer Filialen mit dem Produktivitätsgewinn eines automatisierten Lagers.
Unser erstes MFC-Pilotprojekt ging 2018 im Süden von San Francisco bei einem Safeway Supermarkt in Betrieb. Das Projekt war ein Erfolg und wir haben uns dazu entschieden in ein weiteres MFC zu investieren.“
Vivek Sanakaran:
Die Lösung ist klein aber fein: bestehend aus einem automatisierten Lagersystem mit ergonomischen Ware-zur-Person-Arbeitsplätzen findet es im hinteren Teil einer Lebensmittelfiliale genug Platz. Kommt eine Onlinebestellung herein, bringen die Roboter alle Artikel zu einem Mitarbeiter, der diese für die Zustellung oder Abholung einpackt.
Es funktioniert wie ein Geschäft innerhalb eines Geschäfts. Kartons mit Kühl- und Tiefkühlwaren zieren die Wände des Lagers und in den Regalen befindet sich das Trockensortiment sowie Non-Food-Waren. In der Mitte werden Bestellungen von einem automatisierten OSR Shuttle™ bearbeitet und für die Abholung oder Auslieferung zusammengestellt. Dieses System macht den Online-Service schneller und reibungsloser. Gleichzeitig wird das Kommissionieren im Geschäft reduziert und den Konsumenten steht praktisch das gesamte Sortiment zur Verfügung.
An den Pick-it-Easy-Arbeitsplätzen kann jeder Kommissionierer bis zu vier Bestellungen gleichzeitig bearbeiten. Dies ermöglicht eine wesentlich raschere Kommissionierung als beim herkömmlichen E-Commerce, wo man die gewünschten Artikel in den Regalen der Filiale suchen muss. Diese Gehwege fallen weg.
Frischeartikel werden zusammen mit Trockeneis oder Gelkissen in isolierte Behälter verpackt. Trockenartikel kommen in normale Plastikbehälter. Während einige Frischeartikel wie Obst und Gemüse oder Delikatessen nach wie vor direkt in der Filiale kommissioniert werden, kommissionieren wir so viel wie möglich im MFC. Fertige Bestellungen werden abgeholt oder per Lieferwagen innerhalb von 2–4 Stunden ausgeliefert. Lieferungen innerhalb einer Stunde sind über DoorDash ebenfalls möglich.
Vivek Sanakaran:
Wir funktionieren wie eine normale Filiale, bieten unseren Kunden aber auch ein Online-Bestellservice. Eingehende Waren kommen aus denselben Lagern und bei der Ankunft in der Filiale werden diese entweder sofort für die Filiale gekennzeichnet oder für das MFC. Das bedeutet keine zusätzlichen Lieferungen oder neuen Touren für Lieferanbieter. Die Standorte der neuen MFCs werden örtlich so nah bei unseren Kunden sein, dass eine Zustellung am selben Tag möglich ist. Für die Letzte Meile können wir bei Bedarf Partner heranziehen, was uns viel Flexibilität bietet.
Albertsons’ Partnerschaft mit Takeoff und KNAPP geht nach der Einführung der beiden ersten MFCs in die nächste Runde. Im Laufe des heurigen und nächsten Jahres werden wir eine Reihe neuer Standorte eröffnen, um in unseren Kerngebieten noch mehr Lebensmittel rascher an unsere Kunden zu liefern.
Mit MFCs die Welt verändern
Die Roboter-Applikation von Takeoff Technologies schaffte es jüngst auf die Liste des World Economic Forums der 17 ways technology could change the world by 2025. In den vergangenen Jahren pflegte Takeoff eine exklusive Technologie-Partnerschaft mit KNAPP. Ihre Technologie verschmilzt mit unserer Roboter-Hardware und -Software und besticht so in vier wesentlichen Punkten:
- Genauigkeit
- Geschwindigkeit
- Verfügbarkeit
- Profitabilität
Curt Avallone, Chief Business Officer bei Takeoff Technologies, über seine Ansichten zu Micro Fulfillment Center und die Zukunft des Lebensmittelhandels.
Curt Avallone:
Dies ist ein historischer Moment, in dem wir uns befinden. Die Lebensmittelindustrie bahnt sich ihren Weg in die Zukunft. Lebensmittelhändler, die auf MFCs setzen, werden den Erfolg zuerst verspüren. Unsere MFCs verursachen wesentlich geringere Servicekosten als andere E-Commerce-Fulfillment Modelle – bei der Zusammenstellung von Bestellungen wie auch bei der Letzten Meile können Kosten gespart werden. So sparen letztendlich auch Konsumenten und Handelspartner.
Unsere Studien zeigen, dass MFCs die Produktivität um bis das zehnfache steigern können, dank erhöhter Geschwindigkeit, Produktivität, Genauigkeit und Effizienz.
Curt Avallone:
Wir arbeiten mit neun der weltgrößten Lebensmittelhändler zusammen. Diese setzen alles daran, ihren Kunden den besten Service zu bieten. Und während die Umsätze in den Filialen gestiegen sind, haben sich Onlinebestellungen verdreifacht. Verglichen mit der manuellen Kommissionierung der Waren in der Filiale, helfen unsere MFCs dabei, die Gesamtbearbeitungszeit einer Bestellung zu reduzieren. Mit unseren MFCs ist es möglich, eine Bestellung mit 50 Stück in ungefähr sechs Minuten fertigzustellen – bei der manuellen Kommissionierung bräuchte man dafür eine Stunde.
Auch die Kunden sehen die großen Vorteile, die E-Commerce bietet. Es gibt keinen Grund, in der Filiale in der Warteschlange zu stehen und wertvolle Zeit zu vergeuden. Letztendlich kommt man einfach zum Schluss, dass es keinen Grund gibt, die Pizza und die Lebensmittel nicht zusammen geliefert zu bekommen. Ich denke, die größten Wachstumsmöglichkeiten in der Lebensmittelindustrie ergeben sich im Zusammenschluss mehrerer Vertriebskanäle. Als ich vor dreißig Jahren ins Geschäft einstieg, kam das meiste Amerikanische Essen aus den Supermärkten. Das ist jetzt um mehr als die Hälfte gesunken, daher müssen wir einen Weg finden, die verschiedenen Shoppingerlebnisse miteinander zu verknüpfen.
Je nach Standort beträgt die Errichtung von Takeoff MFCs typischerweise ein Viertel bis ein Drittel der Kosten, die beim Bau einer neuen Filiale anfallen, und kann in 12 bis 16 Wochen in Betrieb gehen.
Die nächste Generation der Automatisierung ist da
KNAPP und Takeoff haben auf diesem Gebiet bereits vier Jahre Erfahrung und sind anderen Mitbewerbern auf dem Markt somit einen Schritt voraus. Wir haben bereits intensive Vorarbeit geleistet:
- Aufbereiten der technischen Vorarbeiten
- Straffen der Produktion
- Optimieren von nahtloser Systembereitstellung
- Bereitstellen eines Leitstands, der mehrere Standorte rund um die Uhr verwaltet
- Aufbauen von strategischen Partnerschaften mit Lieferanten
Bill Stenger, Director of Food Solutions bei KNAPP North America über die intelligenten Technologien, die Micro Fulfillment ermöglichen.
Das Herz des Betriebs im Micro Fulfillment Center ist ein OSR Shuttle™. Das ist ein automatisches Lagersystem mit intelligenter Software-Steuerung, das Platz für 7.000–10.000 Behälter bietet. Es sieht aus wie viele lange Gänge mit Hochgeschwindigkeits-Liften.
Bill Stenger:
Eine intelligente Software sucht den idealen Lagerplatz für jeden Behälter im System – die Shuttles lagern die Behälter ein und aus. Die Lifte bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von circa 5 m/s und transportieren die Behälter auf der vertikalen Ebene. Die Behälter fahren über eine Fördertechnik zu den Ware-zur-Person-Arbeitsplätzen. Hier werden die Lebensmittel für die einzelnen Bestellungen sortiert. Jeder Behälter beinhaltet bis zu acht verschiedene UPC-codierte Artikel. Trockenartikel wie Papierwaren, die zu viel Platz in Behältern beanspruchen, werden in einem parallelen Prozess manuell kommissioniert.
Die Kunst besteht darin, zu wissen, was wo benötigt wird. Analyse-Tools und Software helfen dabei zu bestimmen, welcher Artikel wo gelagert werden soll. Zum Beispiel ist die genaue Stückzahl eines Artikels bekannt, wie viele bereits verkauft wurden und wie viele noch vorhanden sind. Das Haltbarkeitsdatum der Artikel wird täglich geprüft, um sicherzustellen, dass die Artikel frisch sind und um Schwund zu verringern. Echtzeit-Informationen zum Bestand sorgen für eine drastische Reduzierung oder gar Beseitigung von Substitutionsgütern.
Bill Stenger:
Die neueste Generation von MFCs arbeitet mit integrierten AI-gesteuerten Pick-it-Easy Robots, die zuverlässig und mit hoher Leistung über einen langen Zeitraum Aufträge kommissionieren können und so das Personal entlasten. So entsteht ein kosteneffizienter Kommissionierprozess und ein MFC kann innerhalb eines Jahres profitabel sein. Auf einer Fläche von 929–1.115 m² kann der derselbe Umsatz generiert werden wie eine herkömmliche Filiale.
Aber natürlich geht es nicht nur darum, Roboter einzusetzen. Es geht um das richtige Gesamtkonzept und dass die richtigen Technologien im richtigen Moment miteinander kommunizieren und interagieren. Der richtige Prozess am richtigen Ort. Die richtige Balance zwischen Investitionskosten und Personalkosten. MFCs richtig einsetzen erfordert auch den richtigen Mix aus Technologien, um einerseits maximalen ROI und Produktivität und andererseits für Kunden das bestmögliche Shoppingerlebnis zu erzielen.
Jeder Standort bearbeitet heute zwischen 3.500 und 4.000 Online-Lebensmittel-Bestellungen pro Woche. Die Aufträge sind innerhalb von 2 Stunden fertig zur Abholung.
Vielen Dank für diese spannenden Einblicke in das Micro Fulfillment und welche Vorteile sich daraus für den Lebensmittelhandel ergeben.
Weiterführende Leseempfehlungen
In fordernden Zeiten braucht es einen verlässlichen, kompetenten Partner. Einen, der die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln in jeder Lage sicherstellt. Der im Hintergrund die logistischen Prozesse entsprechend schnell verstärkt und flexibel in allen wesentlichen Bereichen unterstützt. Der große Supermarktketten und kleine sowie Online-Händler mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln versorgt.
Immer mehr Konsumenten erledigen ihre Lebensmitteleinkäufe online. Um diese Nachfrage zu befriedigen, bieten Einzelhändler diverse Optionen an, unterstützt durch eine skalierbare Automatisierungslösung.
Unterschiedlichen Strukturen führen dazu, dass die Last Mile – also die Strecke, die vom Lager zum Kunden zurückgelegt wird – für jeden Onlinehändler individuell ausfällt.
Zusätzliche Informationen
Mehr über Micro-Fulfillment erfahren Sie in folgenden Artikeln:
How to Win in Online Grocery White Paper
Micro Versus Central Fulfillment Centers — Which Strategy to Choose Blog