Wir sind heute ein führendes Technologie-Unternehmen mit Standorten auf allen bewohnten Kontinenten. Doch wie hat alles begonnen? Sehr bescheiden, wie kaum einer vermuten würde.
Ich wurde am 9. Oktober 1907 in Marburg in Slowenien geboren und studierte an der TU-Graz Maschinenbau. 1930 erwarb ich den Gewerbeschein für Autolastentransporte und stellte Waren mit meinem eigenen LKW in der ganzen Steiermark zu. Im Dezember begann ich bei der Steirischen Elektrizitätsgesellschaft als Elektrotechniker. Bis zur Gründung meines eigenen Unternehmens arbeitete ich dort als technischer Betriebsleiter. Im Jahr 1952 richtete ich in meinem Keller eine kleine Werkstatt ein und gründete ein Einzelunternehmen mit zwei Mitarbeitern.
Die Entwicklung erster Maschinen
Günter Knapp bastelte vorerst an eigenen Entwicklungen. Mit seinen zwei Mitarbeitern arbeitete er im ersten Jahr an der Entwicklung von Ölbrennern, die den österreichischen Öl-Anforderungen entsprachen. Die meisten zu dieser Zeit in Österreich verwendeten Ölbrenner stammten aus den USA und waren daher für die amerikanische Heizölkonsistenz geeignet. Da in Österreich Heizöle von dickerer Konsistenz in Gebrauch waren, baute Günter Knapp einen Ölbrenner mit größeren Zerstäuberdüsen. Dabei wurde das vorgewärmte Öl mit Luftvolumen durch spezielle Pumpen angesaugt, wodurch sich eine Emulsion bildete, die leicht und mit niedrigem Druck zerstäubt werden konnte. Für dieses Produkt erwarb Günter Knapp sein erstes Patent.
Neben Ölbrennern, wie zum Beispiel für ein ölbeheiztes Kraftwerk der Steweag in der Nähe von Frohnleiten, baute das Unternehmen auch Öltanks und Ölpumpen. Günter Knapp und seine Mitarbeiter leisteten auch Service- und Reparaturarbeiten für verschiedene Arten von Maschinen, wie Bäckereimaschinen oder Zentralheizungsanlagen.
Der Einstieg in die Fördertechnik
Auf der Suche nach einem größeren Standort wurde Günter Knapp 1960 in Graz-Waltendorf fündig. Das neue Gelände bestand aus einer 12 x 12 Meter großen Halle und einem Büro. Dort entwickelte er den ersten Kommissionierautomaten, der das Ausfassen von Pharma-Artikeln aus den Lagern der Großhändler erleichtern und beschleunigen sollte. Allerdings war Günter Knapp damals seiner Zeit voraus – das Apothekergremium, dem er den zwei Meter langen Automaten vorstellte, konnte er mit dieser Innovation noch nicht überzeugen. Doch Günter Knapp gab nicht auf. Das Unternehmen begann Paternoster, Lastenaufzüge, Hebeanlagen und Förderbänder herzustellen. Diese Anlagen verfügten bereits über mechanisch-elektrische oder elektromagnetische Steuerungen.
Einer der ersten Aufträge kam vom Pharma-Großhändler Herba in Graz. Diese Zusammenarbeit besteht bis heute.
Alle österreichischen Herba-Standorte wurden in den letzten Jahren modernisiert und mit innovativer KNAPP-Technologie erweitert.
Für Stiefelkönig, die Bäckerei Sorger und den Autobatteriehersteller Bosch wurden Lastenaufzüge und Förderbänder gefertigt.
Für Kastner & Öhler baute Günter Knapp einen großen Paternoster, der das Lager im Keller mit allen Stockwerken verband. Auch damals hatte Kunden-Service einen hohen Stellenwert. Service und Reparatur von Maschinen und Heizungsanlagen sicherten die Auslastung des mittlerweile auf sieben Mitarbeiter angewachsenen Unternehmens.
Aufgrund seines guten Rufs als Anlagenbauer für die Pharmabetriebe Herba und Chemosan erhielten wir 1972 den ersten Auftrag aus dem Ausland. Die deutschen Pharma-Großhändler Dr. Krey & Vigener unterzeichneten einen Vertrag zur Installation einer Förderanlage und eines Doppelpaternosters in Düsseldorf und Krefeld. Der deutsche Pharma-Markt boomte, und die ersten Fördertechnik-Anlagen erwiesen sich als ausgezeichnete Referenz-Projekte. Aufträge von anderen Pharmagroßhändlern aus ganz Deutschland folgten.
Forschung & Entwicklung im Fokus
Günter Knapp erkannte die Notwendigkeit der Spezialisierung, weshalb er großen Wert auf Forschung und Entwicklung legte. Da die rasche Auslieferung von Artikel im Pharmagroßhandel immer wichtiger wurde, erwartete man sich von der Elektronik enorme Verbesserungsmöglichkeiten. Die erste erfolgreiche Installation von Computern gelang bereits 1978. Mikroprozessoreinheiten an den einzelnen Stationen der Förderanlage übernahmen die Steuerung der Behälter, in die die gewünschten Artikel an den einzelnen Kommissionierstationen gelegt wurden. Damit war der Grundstein für eine hohe Präzision bei der Aussteuerung der Behälter sowie für eine schnelle Auftragsbearbeitung gelegt.
Unser Unternehmen hieß damals KNAPP-Fördertechnik und entwickelte sich vor allem aufgrund der Auslandsaufträge prächtig. Der Export von hochwertiger Technologie war auch schon damals ein entscheidender Erfolgsfaktor. Die Mitarbeiteranzahl stieg zwischen 1973 und 1980 von 15 auf 74. 1979 eröffnete Günter Knapp die erste Kantine für seine Mitarbeiter.
Das Zeitalter moderner Intralogistik
Die 80er-Jahre waren durch starkes Wachstum geprägt. Die Entwicklung konzentrierte sich auf die ersten computergesteuerten Fördertechnik-Anlagen und Kommissionier-Systeme. Der Grundstein für das Headquarter in Hart bei Graz wurde gelegt.
- Automatische Kommissionierung: Seit Ende der 70er-Jahre konzentrierte man sich auf die Entwicklung eines Kommissionierautomaten für die Vereinfachung der Auftragszusammenstellung in großen Pharma-Lagern. Kurz nach dem Standortwechsel wurde der erste Automat vorgestellt, bei dem Mikroprozessoren an den Ausschiebern der Kanäle die gewünschten Artikel auf ein Förderband führten, das dann den Behälter mit diesen Artikeln füllte.
- Fördertechnik: Hier ging es damals um die Verbesserung der Elektronik. Der Absatz in Deutschland florierte, man konzentrierte sich mehr und mehr auf den gesamteuropäischen Markt. Der Export wurde immer wichtiger, während die Bedeutung des Marktes in Österreich weiter zurückging. Ende der 80er-Jahre hatten wir mit rund 100 Mitarbeitern bereits eine Exportquote von 90%.
Ende der 80er musste aufgrund der zahlreichen Großaufträge umorganisiert werden. Die Elektronikabteilung wurde in Hardware, Software und Entwicklung geteilt. Die für den Anlagenbau zuständigen Mitarbeiter wurden zu Projektleitern mit erweitertem Aufgabengebiet. Neben Italien, Frankreich, Belgien und den Niederlanden kamen neue Märkte wie Skandinavien, Spanien, Portugal und Südamerika dazu. Der Kommissionierautomat wurde für andere Branchen, zum Beispiel für Textilien, Kosmetika und Bücher, adaptiert.
Die Strategie lautete, die bestehende Produktpalette zu erweitern und die Abhängigkeit vom Pharmabereich zu reduzieren.
Innovation und Expansion
Ab den 90er Jahren bestimmten Innovation und Expansion den Weg der KNAPP-Gruppe in die World’s Top-20 Material Handling Supplier. 1989 erfolgte der Markteintritt in die USA. Mit dem Erwerb der Unternehmen Logim und Syslog verstärkten wir unsere Software-Kompetenzen. 2001 wurden die Betriebsflächen am Standort Graz verdoppelt, ein Jahr später beschäftigten wir bereits 1.000 Mitarbeiter.
Gründung der KNAPP AG
Mit der Gründung der KNAPP AG im Jahr 2007 rüsteten wir uns für weiteres dynamisches Wachstum. Zu Beginn des Jahres 2008 fiel die Entscheidung für den Bau der neuen Konzern- und Entwicklungszentrale am Sitz in Hart bei Graz. Mit der Übernahme des skandinavischen Logistikunternehmens MOVING – heute KNAPP AB – verfügten wir nun auch über Standorte in Schweden, Dänemark und Norwegen. Die Entwicklungstätigkeit fokussierte auf ein batchorientiertes Warehouse Management System, das Distributionslösungen maßgeblich beeinflusste.
Sogar in dem von der Wirtschaftskrise geprägten Jahr 2009 gewannen wir weitere Marktanteile. Während der Gesamtmarkt deutlich rückläufig war, boomten die Zukunftsmärkte in Lateinamerika und Osteuropa. In Südafrika und der Schweiz gründeten wir Service-Niederlassungen.
Dürkopp Fördertechnik wird Teil der KNAPP-Gruppe
Im Juli 2010 setzten wir einen maßgeblichen Expansionsschritt: Wir akquirierten die Dürkopp Fördertechnik GmbH. Die Übernahme stellte eine strategisch wichtige Kompetenzerweiterung dar, da sie Schlüsseltechnologien der Fashionbranche in die Unternehmensgruppe integrierte.
Neben dem höchsten Auftragseingang und Umsatz der Unternehmensgeschichte prägten hervorragende Leistungen das Jahr 2010. Bei AVON in Brasilien ging das größte Distributionszentrum für Kosmetikprodukte in Betrieb, Hermes Fulfilment installierte das weltgrößte OSR ShuttleTM für die Abwicklung der Retouren des Otto-Versands.
- 2013 wurde YLOG Industry Solutions (heute: KNAPP Industry Solutions) gegründet. Mit einem besonders flexiblem Shuttle-System erweiterten wir unseren Branchenfokus um den Bereich Industrie und Produktion.
- 2014 beteiligten wir uns an der KHT-Apostore-Gruppe. KHT ist Spezialist für Vermessungsgeräte und Stammdaten-Erfassung, Apostore für die Automatisierung in Apotheken.
- Mit weiteren Innovationen rund um Shuttles, Arbeitsplätze, Software und maßgeschneidertem Service gingen wir in ein neues Zeitalter der Automatisierung. Daraus entstanden zwei weitere, innovative Unternehmen in der KNAPP-Gruppe, nämlich die ivii GmbH, Spezialist für Bilderkennungstechnologie, und redPILOT mit einer gleichnamigen Software zur Optimierung des Lagerbetriebs.
Starkes Wachstum bis heute
Heute hat das Unternehmen weltweit 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben einem neuen Bürogebäude und neuen Hallenflächen am Headquarter in Hart bei Graz, wurden im Vorjahr die österreichischen Standorte in Leoben und Dobl ausgebaut und erst kürzlich ein neues Headquarter in den USA eröffnet.
Weiterführende Leseempfehlungen
Laufende Weiterentwicklung ist für uns, als innovatives Technologieunternehmen, essenziell. So stellen wir sicher, dass wir für unsere Kunden weltweit ein starker und zuverlässiger Partner sind.
Seit 2010 ist Dürkopp Fördertechnik Teil der KNAPP-Gruppe. Dieser Zusammenschluss hat nicht nur Expertise und Branchen-Know-how unserer beiden Unternehmen vereint, sondern steht vor allem für eine großartige Zusammenarbeit. Gemeinsam lassen Johannes Holas und Sigurd Völker die letzten 10 Jahre Revue passieren.
Begleiten Sie einige unserer Mitarbeiter durch den Arbeitsalltag und erhalten Sie spannende Einblicke in die Geschichte und Unternehmenskultur von KNAPP und die Welt der Logistik.
Zusätzliche Informationen
Quellen: Gewerbeamt Graz, Diplomarbeit über die historische Entwicklung und die Unternehmenstätigkeit der Ing. Günter Knapp GesmbH & Co. KG