Wie Apotheken in den USA wieder profitabel wirtschaften können

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In den USA werden Apotheken sogenannte direkte und indirekte Verwaltungsgebühren (DIR fees) verrechnet. Diese wurden ursprünglich vom CMS (Centers for Medicare and Medicaid Services), den Regulierungsbehörden für die staatliche Krankenversicherung in den USA, eingeführt, um alle Kosten von verschreibungspflichtigen Medikamenten abzudecken. Die Verrechnung dieser Gebühren ist mittlerweile jedoch umstritten. Einerseits werden viele Apotheken nicht über die Verrechnung informiert, die oftmals erst im Nachhinein stattfindet, nachdem die Rezepte eingelöst wurden.

Andererseits sind die DIR-Gebühren laut CMS zwischen 2010 und 2019 um satte 91.500 Prozent gestiegen. Ja, Sie haben richtig gelesen. Die Gebühren haben sich sogar allein in den letzten beiden Jahren mehr als verdoppelt.

Laut einem Bericht von Drug Channels –einer von der Drug Channels Institute herausgegebenen Fachseite über die US-Pharmaziebranche – aus dem Jahr 2020 haben sich die an Apotheken verrechneten DIR-Gebühren von 229 Millionen Dollar im Jahr 2013 auf geschätzte 9,1 Milliarden Dollar im Jahr 2019 erhöht. — National Association of Chain Drug Stores (NACDS)

Für die ältere Bevölkerung bedeuten diese Gebühren einen erhöhten Selbstbehalt für verschreibungspflichtige Medikamente. Der US-Nationalverband der Drogeriemarktketten NACDS (National Association of Chain Drug Stores) sieht zudem „den Fortbestand der Apotheken und den Zugang zu Medikamenten für Patienten gefährdet“. Die Pandemie hat vielen Menschen gezeigt, wie wichtig es ist, dass 90 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung eine Apotheke im Umkreis von 5–10 Kilometern haben. Die hohen DIR-Gebühren setzen diesen lebenswichtigen Zugang aufs Spiel.

Aus den Daten, die der Anbieter von Gesundheitsdatenanalyse IQVIA zwischen Dezember 2017 und Dezember 2020 erhob, geht hervor, dass 2.300 Apotheken in den USA in diesem Zeitraum schließen mussten. — National Association of Chain Drug Stores (NACDS)

Ein neues Bündnis an Apotheken, das den Selbstbehalt für Patienten zu reduzieren und Apotheken vor der Schließung zu bewahren versucht, beurteilt die Gebührenerhebung durch das CMS ebenfalls kritisch: „Diese Gebühren üben unnötigen und massiven Druck auf Patienten, Apotheken und ganze Gemeinschaften aus – insbesondere die schutzbedürftigsten und unterversorgten Gruppen leiden darunter. Wir begrüßen den Gesetzesvorschlag über die Reform der DIR-Gebühren zur Reduzierung der Medikamentenkosten für Senioren und drängen auf dessen Verabschiedung noch dieses Jahr.“

Ein Bündnis von Apotheken fordert den Kongress auf, ein Gesetz zur Befreiung der Patienten und Apotheken von DIR-Gebühren zu verabschieden.

Es gibt zwar Hoffnung, aber die Entlastung könnte für manche Apotheken zu spät kommen. Und blicken wir den Tatsachen ins Auge: Die Gebühren-Reform könnte auch abgelehnt werden.

Als ob diese Gebühren für Apotheken nicht schon Herausforderung genug wären, setzen die Gebühren für Generika (GER fees) dem Ganzen noch die Krone auf. GER-Gebühren werden rückwirkend und an der Verkaufsstelle erhoben. GER- und DIR-Gebühren können dazu führen, dass Apotheken sogar Geld verlieren – zwei Dollar oder mehr – wenn sie rezeptpflichtige Generika verkaufen.

„Solche Gebühren sind zwar nichts Neues, aber sie machen bereits nicht nachvollziehbare Rückerstattungsschemas noch verworrener. Im Jahr 2018 erhielten Apothekeninhaber Rechnungen über hunderttausend Dollar, die binnen 14 Tagen zu zahlen waren.“ Pharmacy Development Services

Was können Apotheken also tun?

Es gibt Firmen, die andere dabei unterstützen, Rückzahlungen zu reduzieren. Aber selbst mit dieser Entlastung zehren DIR- und GER-Gebühren die Profite von Apotheken auf. In Anbetracht dieser schwierigen Umstände können Apotheken nur Gewinne erzielen, indem sie ihre Betriebskosten für die Zusammenstellung von Verschreibungen senken. Die richtige Art von Automatisierung kann Apotheken dabei unterstützen – Möglichkeiten gibt es ausreichend.

Tablettenzählmaschinen direkt in der Apotheke können den Zählprozess beschleunigen und die für die Rezeptzusammenstellung notwendige Arbeitszeit verkürzen. Aktuell sind mehrere verschiedene Tablettenzähllösungen am Markt einschließlich Tischzählgeräte.

Nano-Fulfillment hat nun auch Nordamerika erreicht.

Für unabhängige Apotheken und kleine Ketten mit hoher Filialdichte im städtischen Gebiet könnte Nano-Fulfillment direkt in der Apotheke genau der richtige Ansatz sein, um wieder profitabel wirtschaften zu können und höhere Umsätze zu erzielen. Mittels Nano-Fulfillment nach dem Hub & Spoke-Prinzip werden manuelle Tätigkeiten automatisiert, die für eine oder mehrere nah aneinander liegenden Filialen durchgeführt werden müssen und damit Kosten reduziert. Damit können Apotheken außerdem:

  • Ihre Kapazitäten und Durchsätze erhöhen
  • Pharmazeutische Abläufe deutlich verbessern
  • Menschliche Fehler ausschließen
  • Pharmazeutisches Personal einsparen
  • Mehr Produkte auf weniger Raum lagern
  • Konformität mit dem US-Gesetz zur Lieferkettensicherheit von Arzneimitteln (DSCSA) automatisieren und
  • Kosten für abgelaufene Medikamente durch Anwendung des „FEFO“-Prinzips reduzieren

Nano-Fulfillment schafft außerdem bis zu 60 Prozent mehr Platz hinter dem Tresen, wodurch Apotheken folgende Möglichkeiten eröffnet werden:

  • Erweiterung des Angebots an klinischen Dienstleistungen, wodurch Einnahmen erhöht und die Gesundheit der Patienten positiv beeinflusst werden
  • Verlängerung der Öffnungszeiten mittels24/7 Ausgabeterminals ohne Personal aufzustocken
  • Ausweitung der Geschäftsaktivitäten bei gleichbleibendem Aufwand und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Onlinehändlern wie etwa Amazon

KNAPP’s Apostore-Systeme werden bereits in ganz Europa eingesetzt. Einige unsererAnlagen verfügen über 24/7-Ausgaben und andere Nano-Fulfillment-Funktionen. Auch in Nordamerika werden bereits drei ähnliche Systeme eingesetzt – und weitere sind in Arbeit.

Profitabilität durch zentralisierte Abwicklung zurückgewinnen

Apotheken mit genügend Auftragsvolumen profitieren am meisten von Mail Order Central Fill (MOCF). Medikamente werden entweder zu Apotheken geschickt (central fill) oder direkt an Endkunden versandt (mail order). Die Belieferung von verschiedenen Standorten sowie die direkte Versendung an Endkunden ermöglicht Apotheken, erhebliche Einsparungen zu erzielen und gleichzeitig die Zusammenstellungsgenauigkeit zu erhöhen. Zusätzlich dazu ist dieser Prozess viel schneller als die manuelle Zusammenstellung in den Filialen.

Automated Tablet Dispenser (ATD)
Der Automated Tablet Dispenser (ATD) kommissioniert schnell einzelne Tabletten für spezifische Patientenverschreibungen.

Moderne Automatisierungstechnik mit Robotik, Automated Tablet Dispensers, spezialisierter Software und RFID ermöglicht intelligente und effiziente Kommissionierung von einzelnen Tabletten. Patientenspezifische Bestellungen können schnell zusammengestellt und automatisch etikettiert werden. Die durchgängige Rückverfolgbarkeit jedes einzelnen Medikaments bleibt dabei gewährleistet. Das System erkennt sogar zerbrochene Tabletten und Kapseln. Außerdem sind alle Materialien, die mit den Medikamenten in Kontakt kommen, von der US-Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde (FDA) zertifiziert. Das System ist ebenfalls geeignet für 99 Prozent der Pharmazentralnummern (PZN).

Info-Grafik Modelle in der Medikamentendistribution
Und so funktioniert Central Dispensing im Vergleich zu traditionellen Systemen

Bei Anwendung eines Mail Order Central Fill (MOCF)-Modells bleibt den Apothekern und dem pharmazeutisch-technischen Personal mehr Zeit für die Betreuung von Patienten. Ebenso wird damit das Chaos an Informationen, hinterm Tresen und im Ablauf beseitigt, das in so vielen Apotheken heutzutage herrscht.

Die Zentralisierung der Ausgabe von schnelldrehenden Medikamenten kann neun bis zehn Dollar an Zusammenstellungskosten gegenüber manueller Zusammenstellung einsparen. Statt zwei Dollar oder mehr pro Rezept durch DIR- und GER-Gebühren zu verlieren, könnten Apotheken acht Dollar pro Zusammenstellung erwirtschaften. Für Apotheken bedeutet das einen Wende.

MOCF ist eine flexible und skalierbare Lösung mit kurzer Amortisationszeit. Return on Investment (ROI) hängt von der Größe des Betriebs ab, liegt aber typischerweise unter 24 Monaten dank reduzierter Fracht- und Inventurkosten, geringerer Kosten für die Zusammenstellung und mehr umsatzgenerierender Services.

Für Apotheken, die in ernsthaften Schwierigkeiten stecken, kann MOCF die perfekte Lösung sein, um unberechenbaren GER- und DIR-Gebühren entgegenzuwirken. Zusätzlich generiert die zentrale Abwicklung eine Wertschöpfung, die über die höhere Gewinnerzielung hinausgeht.

  • Apotheker können ihre Zeit mit der Betreuung von Patienten verbringen, anstatt Tabletten zu zählen und Fläschchen zu befüllen.
  • Im Wesentlichen können mit der MOCF-Lösung Verschreibungen mit hundertprozentiger Genauigkeit zusammengestellt werden. Damit wird sichergestellt, dass das richtige Medikament dem richtigen Patienten in der richtigen Menge und Dosierung ausgehändigt wird – das ist eine deutlich höhere Genauigkeitsquote als in der Verkaufsstelle erreicht werden kann.
  • Neben den Vorteilen für die Apotheken profitieren auch die Patienten direkt von der zentralisierten Abwicklung: Sie können flexibel Medikamente bestellen und erhalten und Dienstleistungen in Anspruch nehmen, die zu ihrer Gesundheit beitragen.

Heute noch umstellen und profitieren.

Wenn die digitale Umwälzung einsetzt, wird sie unaufhaltsam, radikal und extrem schnell sein. Keine Apotheke ist davor bewahrt. Bei der richtigen Umsetzung sind die Vorteile des digitalen Wandels enorm: gesteigerter Umsatz, reduzierte Betriebskosten und optimierte Inventuren. Nicht richtig umgesetzt, bedeutet es Zeit-, Geld- und Kundenverlust.

Das Forschungsinstitut Global Center for Digital Business Transformation betont: „In der heutigen Welt gibt es zwei Optionen: Entweder wir steuern auf eine neue digitale Zukunft zu oder wir gehen in der exponentiellen Wettbewerbsveränderung unter.“ Die Digitalisierung verändert bereits heute die Pharmabranche, wodurch die richtige Wahl einer Automatisierungslösung zwingend erforderlich ist – besser früher als später.

Apotheken haben die einzigartige Möglichkeit, die Herausforderungen von heute und morgen mit Automatisierungstechnik der nächsten Generation zu bewältigen. Jetzt ist es an der Zeit, Kapital aus dieser Chance zu schlagen. Digitalisieren Sie die Prozesse in Ihren Apotheken und schöpfen Sie Ihr Wachstumspotenzial aus.